Bürgermeister Dr. Michael Ludwig
04.06.2020

Meilenstein für Klimaschutz in Wien

Gerade in Zeiten, wo die Corona-Pandemie das beherrschende Thema darstellt, ist es wichtig, andere wichtige Herausforderungen, vor der unsere Gesellschaft steht, nicht zu vergessen. Der Klimaschutz steht dabei ganz oben in der Rangliste.

Wir haben es in der Hand, die Zukunft der nächsten Generationen zu sichern. Dafür müssen wir Wien Klima-fit machen, damit es auch künftig die lebenswerteste Stadt der Welt bleibt.

Klimaschutz bei Wiener Kläranlage

Die Wiener Kläranlage leistet seit Jahrzehnten einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz und damit zur hohen Lebensqualität in Wien. Mit dem innovativen Projekt E_OS stellen wir sicher, dass das auch in den kommenden Jahrzehnten so bleibt. Die neue Schlammbehandlungsanlage der ebswien ist ein Vorzeigebeispiel für ein Smart-City-Projekt. Die Stadt Wien gilt weltweit als Vorreiter in Sachen Smart City. Wir haben eine klare Strategie, bei der die Anliegen und Ideen der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner, aber auch die Impulse aus Wirtschaft, Technologie und Forschung unter ein gemeinsames Ziel gestellt werden.

Was das ganz konkret bedeutet und welchen Nutzen wir daraus ziehen, machen Projekte wie E_OS in der Wiener Hauptkläranlage deutlich. Durch den intelligenten Einsatz von modernen Technologien wird hier mehr Energie produziert als tatsächlich verbraucht. Die Abwasserreinigung, die in anderen Städten einen der größten kommunalen Energieverbraucher darstellt, erfolgt bei uns energieautark. Wir gewinnen auch noch sauberen Strom und Wärme und senken damit auch den CO2-Ausstoß deutlich.

Kläranlagen gehören in der Regel zu den größten kommunalen Energieverbrauchern: die Wiener Kläranlage benötigt zur Reinigung der gesamten in der Stadt anfallenden Abwässer mehr als ein Prozent des vom größten Wiener Energieversorgers produzierten Stroms.  Durch das Projekt E_OS wird der jährliche Ausstoss von Co2 um 40.000 Tonnen verringert.

Innovation: Mehr Energie durch gute Ideen 

Die ebswien entwickelte gemeinsam mit dem Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement der Technischen Universität Wien ein innovatives Verfahren. Bevor der Schlamm in die Faulbehälter gelangt, muss ihm Wasser entzogen werden. Je „dicker“ der Schlamm dabei ist, desto besser für die Energiebilanz. Der Schlamm muss für die Faulung nämlich einschließlich des enthaltenen Wassers erwärmt werden. Ein geringerer Wasseranteil spart dabei Energie. Zu „dick“ darf der Schlamm aber auch nicht werden, da er sonst nicht mehr gepumpt werden könnte. Gute Ideen bringen also nicht nur mehr Energie, sie sparten auch Baukosten: Durch das neue Verfahren kommt die ebswien mit halb so vielen Faulbehältern aus.

So funktioniert die neue Schlammbehandlungsanlage

Im Klärschlamm sind die bei der Abwasserreinigung entfernten Schmutzstoffe gebunden, pro Jahr fallen in Wien rund zwei Millionen Kubikmeter an. Das sichtbarste Zeichen der neuen Schlammbehandlungsanlage sind die sechs jeweils 30 Meter hohen Faulbehälter mit einem Gesamtvolumen von 75.000 Kubikmeter. Dorthin gelangt der „voreingedickte“ und auf 38 Grad Celsius erwärmte Schlamm. Unter Luftabschluss bauen Bakterien die organischen Inhaltsstoffe des Klärschlamms ab. Während des 25 Tage dauernden Faulungsprozesses – der „anaeroben Stabilisierung“ – entsteht Klärgas, das zu zwei Drittel aus dem energiereichen Methan (CH4) besteht. Davon fallen 20 Millionen Kubikmeter pro Jahr an! Der ausgefaulte Schlamm wird aus den Faulbehältern abgezogen und verbrannt. Das Klärgas hingegen gelangt über Filteranlagen von den Gasbehältern in Blockheizkraftwerke, wo es in Gasmotoren verbrannt wird. Dabei entsteht nicht nur mechanische Energie, die mittels Generatoren in elektrischen Strom umgewandelt wird, sondern auch Wärme, die für Heizung und Warmwasserbereitung verwendet werden kann. Dadurch bringen es die Blockheizkraftwerke auf einen hohen Gesamtwirkungsgrad von mehr als 80 Prozent.

Platz für den Klimaschutz 

Seit 1980 standen sie im Dauerbetrieb: Die Becken der Vorklärung und der 1. biologischen Reinigungsstufe hatten das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Die nötige Reinvestition in diese „Ur“-Anlage bringt auch in diesem Teil der Hautkläranlage mehr Energieeffizienz, steigert die Ausfallssicherheit und senkt die Instandhaltungskosten. Das Volumen der Becken im zehn Hektar großen Baufeld wurde im Rahmen von E_OS um 50 Prozent vergrößert. Da die Belebungs- und Zwischenklärbecken aber nun deutlich höher sind, kommen sie mit einer wesentlich kleineren Grundfläche aus. Der dadurch freiwerdende Platz konnte für die neue Schlammbehandlungsanlage – und damit für den Klimaschutz – genutzt werden.

Bürgermeister Dr. Michael Ludwig