Bürgermeister Dr. Michael Ludwig
10.08.2020

Warum Wien so gute Noten bekommt/ 1

Wien als Wirtschaftsregion und Wirtschaftsmotor hat großen Erfolg: „Lebenswerteste“, „Sicherste“ und „Grünste“ Stadt – regelmäßig ist Wien in Städterankings an der Spitze oder zumindest unter Top 3 zu finden. Hinter diesen Schlagworten steckt urbane Stadtpolitik sozialdemokratischer Prägung, die Vision und Vorbildcharakter hat.

Regelmäßig weise ich daraufhin, dass Wien der größte Wirtschaftsmotor Österreichs ist. Slowenien und Kroatien haben zusammen das Bruttoregionalprodukt von Wien. In den EU-Regionen Rankings befindet sich Wien immer unter den Top 20 – bis zur Corona-Krise waren wir in Ö das Bundesland mit der höchsten Beschäftigung – bedeutet:  mit der geringsten Anzahl an Arbeitslosen.

Dieser Erfolg fußt auf mehreren Pfeilern meiner Politik:

Wien ist Wirtschaftsmotor

Mit einer Wirtschaftsleistung von knapp 94 Milliarden Euro 2019 ist die Stadt Wien mit Abstand auf Platz eins aller Bundesländer und damit Wirtschaftsmotor Österreichs. Dank dieser beeindruckenden wirtschaftlichen Entwicklung konnte Wien bereits 2018 ein historisches Beschäftigungswachstum von knapp 20.000 Arbeitsplätzen erreichen. Vor Corona war es das Ziel bis 2020 insgesamt 50.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Gleichzeitig ist aber die Arbeitslosigkeit im selben Zeitraum um 7.500 Personen zurückgegangen. Auch 2019 konnte dieser Trend fortgesetzt werden: 15.081 neue Arbeitsplätze stehen einem Rückgang der Arbeitslosen von 5.481 gegenüber. Wien hat damit immer im Ö-Schnitt die niedrigste Arbeitslosenzahl gehabt.

Wien Bonus

Neben den Maßnahmen der Bundesregierung zur Stützung der Wirtschaft gegen die Effekte der Corona- Pandemie haben wir in Wien einige Initiativen getroffen, die rasch und schnell zu einer Entlastung der angespannten Situation bei den Unternehmen führen soll. Eine solche wichtige Aktion ist der “Stolz auf Wien”- Fonds. Das ist ein Fortsetzung unseres sogenannten „Wien-Bonus“, den wir 2019 erfolgreich gestartet haben.  Menschen mit Wohnsitz in Wien sind bei gleicher Qualifikation bevorzugt worden. Das wird auch künftig so sein. 

Mit einer eigenen Gesellschaft wird sich die Stadt Wien nun temporär an rund 20 Unternehmen in Wien zu beteiligen, deren Existenz coronabedingt gefährdet ist. Dafür sind 50 Millionen Euro aus dem Corona-Hilfspaket vorgesehen. Wir stellen Wiener Unternehmen, die Hilfe benötigen, Eigenkapital zur Verfügung, um Arbeitsplätze zu sichern. Die Beteiligung ist auf maximal 1 Mio. Euro bzw. höchstens 20 Prozent Gesellschafteranteile pro Unternehmen begrenzt.

Internationale Betriebsansiedelungen

266 internationale Betriebsansiedlungen, durch die 1972 Arbeitsplätze geschaffen wurden und Investitionen mit einem Volumen von 731 Millionen Euro ausgelöst wurden – das ist in einem Satz die starke Ansiedlungs-Bilanz des Standorts Wien im Jahr 2019. Das achte Jahr in Folge gelang damit ein neuer Rekord. Und die Steigerung lässt sich sehen: Bei der absoluten Zahl an Ansiedlungen gibt es einen Zuwachs von rund 20 Prozent zu Vorjahr, beim Investitionsvolumen ist es gar eine Verdreifachung. Stabilität und Sicherheit sind die Faktoren, mit denen unsere Stadt trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Corona-Krise international in Verbindung gebracht wird – ein erhebliches Asset gerade in Krisenzeiten. Das wirkt sich positiv auf die Nachfrage von internationalen Unternehmen aus. Die gute internationale Arbeit der Wiener Wirtschaftsagentur hat zusätzlich fünf Städtepartnerschaften bewirkt, und zwar mit London, Berlin, Sofia, Shanghai und Beijing.

Arbeitsplatzsicherung und Ausbau 

Jeder einzelne Verlust der Beschäftigung hat enorme Auswirkungen auf das Leben des Einzelnen aber auch auf den Zusammenhalt in unserer Stadt. Arbeitslosigkeit bedeutet Existenz- und Versagensängste, bedeutet eine enorme Herausforderung in psychosozialer Hinsicht. Fehlende Beschäftigung und damit auch vermindertes Einkommen bedeuten weniger Einzahlen in das Gemeinwohlsystem und einen starken Rückgang des Konsums. Das wirkt sich auch auf die Wertschöpfungskette in der Stadt aus. Die Arbeitslosigkeit des Einzelnen betrifft uns alle als Gesellschaft – besonders in der Stadt.

Jedenfalls gilt es die Maßnahmen zu verstärken, die wir bereits vor der Krise gestartet haben. Besonders betroffen sind hier auch die Menschen, die über 50 Jahre alt sind. Meine Joboffensive 50+ war ein enormer Erfolg – ich habe zahlreiche und vor allem berührenden Zuspruch von vielen „Betroffenen“ bekommen, die durch diese Aktion wieder in die Beschäftigung zurück gefunden haben. Auch hier wird es weiter einen Schwerpunkt geben. Diese Joboffensive hat auch einen positiven Effekt auf die Kommunen, die angesichts von Corona auch vor großen Herausforderungen stehen.

Bildung ist die Ressource des 21. Jahrhunderts

Für mich ist klar, dass Kindergärten bereits der erste Schritt in der Bildungsbiographie eines Kindes sind und nicht nur als reine Aufbewahrungsstätte fungieren sollen. Der Kindergarten bereitet die Basis für die Persönlichkeitsentwicklung und spätere Qualifizierung eines Kindes. Daher haben wir vor 10 Jahren den Gratis-Kindergarten eingeführt. Bildung muss unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Religion sein.

Ergänzt wird der Gratis-Kindergarten durch die Gratis-Ganztagesschule. Ab Herbst planen wir 63 sogenannte „verschränkte“ Schulen inklusive Mittagessen als beitragsfreie Schulen. „Verschränkt“ bedeutet, dass sich Unterricht mit betreuten Lern- und Freizeitphasen abwechselt. Die Standorte sollen laufend ausgebaut und ergänzt werden. Genau hier liegt mir der Ausbau der Gratisbildung am Nachmittag am Herze: Kinder sollen hier nicht nur betreut, sondern eben auch weiter ausgebildet werden. Das ist auch ein wesentlicher Beitrag für die Chancengleichheit.

Besonders betroffen sind durch Corona auch Jugendliche in Ausbildung. Sie wissen teilweise nicht, ob und wie sie einen Lehrlingsplatz bekommen und somit ihre Lehre überhaupt beginnen können. Durch Kurzarbeit und Einsparungen bei den Unternehmen stellen sich hier Zukunftsfragen, die vielen Angst machen. Wir haben bereits länger ein topmodernes Zentralberufsschulgebäude vor allem für technische Berufe geplant. Und mir ist wichtig, dass sich kein Lehrling um einen Ausbildungsplatz Sorgen machen muss. Jeder soll einen Lehrplatz erhalten – wenn notwendig im Rahmen der überbetrieblichen städtischen Lehrlingsausbildung.

Bürgermeister Dr. Michael Ludwig