Bürgermeister Dr. Michael Ludwig
16.05.2020

DIE ZEIT NACH DER PANDEMIE #5 BILDUNG

Die Schließung der Bildungseinrichtungen aufgrund von Corona und die vorübergehende Verlagerung von Bildung in den Haushalt, hat uns alle vor neue Herausforderungen gestellt. Mir ist bewusst, dass diese Situation für Eltern wie Kinder nicht leicht zu meistern war. Neben dem pädagogischen Aspekt, kommt noch der psychosoziale Aspekt hinzu: Kinder und Jugendliche waren wochenlang von ihren Freunden und GefährtInnen getrennt. 

Auch als Politiker hat mich diese Situation mehr als gefordert. Der Lockdown hat eine Situation verschärft, gegen die ich schon immer angekämpft habe: die soziale Herkunft hat hier entschieden, wie erfolgreich das Home Schooling funktionieren konnte. Ein wichtiger Anstoß für mich, um künftigen Maßnahmen im Bereich Bildungspolitik mit einem gesamtheitlichen Ansatz anzugehen.

Bildung beginnt im (Gratis)- Kindergarten

Für mich ist klar, dass Kindergärten bereits der erste Schritt in der Bildungsbiographie eines Kindes sind und nicht nur als reine Betreuungsplätze fungieren sollen. Der Kindergarten bereitet die Basis für die Persönlichkeitsentwicklung und spätere Qualifizierung eines Kindes. Daher haben wir vor 10 Jahren den Gratis-Kindergarten eingeführt. Bildung muss unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Religion sein. In den Kindergärten arbeiten bestens ausgebildete Elementarpädagog:innen –  die Anforderungen an sie steigen: daher haben wir bereits vor Corona eine Personaloffensive geplant, damit jede Kindergartengruppen eine eigens abgestellte Unterstützungskraft bekommt. Diese Maßnahme gewinnt nach Corona umso mehr an Bedeutung

Gratis Ganztagesschule und Lehrlingsoffensive

Ergänzt soll der Gratis-Kindergarten durch die Gratis-Ganztagesschule werden. Ab Herbst planen wir alle 63 bestehenden verschränkten Schulen inklusive Mittagessen als beitragsfreie Schulen. Die Standorte sollen laufend ausgebaut und ergänzt werden. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang der Ausbau der Gratisbildung am Nachmittag: Kinder sollen hier nicht nur betreut, sondern weiter ausgebildet werden. Das ist auch ein wesentlicher Beitrag für die Chancengleichheit.

Besonders betroffen sind durch Corona auch Jugendliche in Ausbildung. Sie wissen teilweise nicht, ob und wie sie einen Lehrlingsplatz bekommen und somit ihre Lehre überhaupt beginnen können. Durch Kurzarbeit und Einsparungen bei den Unternehmen stellen sich hier Zukunftsfragen, die vielen Angst machen. Wir haben bereits länger ein topmodernes Zentralberufsschulgebäude vor allem für technische Berufe geplant. Und mir ist wichtig, dass sich kein Lehrling um einen Ausbildungsplatz Sorgen machen muss. Jeder soll einen Lehrplatz erhalten – wenn notwendig im Rahmen der überbetrieblichen städtischen Lehrlingsausbildung. Daher unterstütze ich auch den Maßnahmen Katalog der Österreichischen Gewerkschaftsjugend, die sich für die Generation Corona einsetzt. Beste Bildung war und ist immer eine Herzensangelegenheit des Roten Wiens gewesen.

Digitalisierung und Wissenschaftsvermittlung 

Corona hat auch aufgezeigt, dass wir mit unserer geplanten Digitalisierung-Offensive an den Bildungseinrichtungen und der Etablierung von Science Centern an den Schulen die richtigen Visionen haben. 40 Millionen Euro sind für den Ausbau von flächendeckendem WLAN an den Wiener Pflichtschulen vorgesehen – digitale Unterrichtsmittel sollen die herkömmlichen Schulbücher ersetzen. Bereits im Laufen ist die Ausstattung mit modernen interaktiven SMART Boards. An ausgewählten Standorten werden Science Center etabliert. Damit wird Wissenschaft für Kinder und Jugendliche greifbar und erlebbar gemacht. Wie wichtig das ist, sehen wir in der aktuellen Corona-Krise: Aufklärung und Information sind hier ganz wesentliche Bestandteile der Wissensvermittlung und Bildung. Das gilt übrigens auch für die Erwachsenen.

Und nicht zu vergessen: wir dürfen auch jene Jugendliche nicht zurücklassen, die in den letzten Jahren durch Flucht vor Krieg und Terror zu uns gekommen sind. Ihnen soll das Jugendcollege der Stadt Wien als Sprungbrett dienen, nach der Schulpflicht zu einer höheren Ausbildung zu kommen.

Ich stehe hier in der Tradition von Otto Glöckel, der Chancengleichheit durch Abbau der Bildungsbarrieren forcierte. Das war und ist ein großes Anliegen der Sozialdemokratie. Und für mich ist ein zentraler Antrieb meiner politischen Tätigkeit: kein Kind, kein Jugendlicher darf bildungspolitisch zurückgelassen werden. In ihrer Persönlichkeitsentwicklung geförderte Kinder und Jugendliche sind mündige WählerInnen von morgen.

Bürgermeister Dr. Michael Ludwig